Auf See wurden bis ins frühe 20. Jahrhundert fast ausschließlich Personen bestattet, die an Bord verstarben und für die eine Beisetzung des Leichnams an Land nicht praktikabel erschien. Auch Seuchenschutzgründe spielten dabei eine Rolle. Historische Beispiele sind die Seebestattungen von Sir Francis Drake und James Cook. Nach Seeschlachten übergab man die Toten häufig dem Meer, und auch auf See gefundene Leichen von Opfern von Schiffsunglücken (etwa dem Untergang der Titanic) wurden so bestattet. In Einzelfällen wurden – und werden nach wie vor – auch die Särge von an Land verstorbenen Seeleuten dem Meer übergeben, was besonders für Angehörige der Marine als eine ehrenvolle Form der Bestattung gilt und mit entsprechendem militärischen Zeremoniell vorgenommen wird.
Mit dem vermehrten Aufkommen der Feuerbestattung seit Anfang des 20. Jahrhunderts wandelte sich die Funktion der Seebestattung grundlegend, da diese Bestattungsform nun weiteren Kreisen der Bevölkerung zugänglich wurde und ihren Charakter als Notbestattung für auf See Verstorbene verlor. Die Beisetzung der Überreste eines zuvor eingeäscherten Verstorbenen im Meer entwickelte sich zu einer Alternative zur Sarg- oder Urnenbestattung auf einem Friedhof.
Rechtslage in Deutschland
In Deutschland ist es seit 1934 möglich, statt einer Friedhofsbestattung eine Seebestattung vorzunehmen. Dafür wird die Asche in einer speziellen Seeurne üblicherweise im Bereich des Küstenmeeres über „rauem Grund“ nach den seemännischen Bräuchen dem Meer übergeben. Der Kapitän spricht dabei die Trauerrede. Mit „rauem Grund“ sind Gebiete gemeint, in denen nicht gefischt oder Wassersport getrieben wird. Möglichkeiten bestehen nahezu in jedem Meer, von Deutschland aus vorwiegend in der Nord- und Ostsee, auch im Atlantik oder im Mittelmeer.
Voraussetzungen für eine Seebestattung
Die Seebestattung ist eine Sonderform der Feuerbestattung: Die Urne wird aufgrund der Anforderung vom Bestatter beim Krematorium von der Beisetzungspflicht auf deutschen Friedhöfen befreit. Für diese Bestattungsform war einst eine Begründung mit „Verbundenheit zum Meer“ durch den Verstorbenen erforderlich. Dies ist nicht mehr der Fall, d. h. auch die Angehörigen können den Auftrag erteilen.
Um Schifffahrt und Badende an den Stränden der See nicht zu gefährden, gelten strenge Regeln für die Seebestattung. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter haben in ihren Zuständigkeitsgebieten feste Positionen für den Seefriedhof ausgeschrieben. Schiffe, die Seebestattungsfahrten ausführen, fahren bei deutschen Fahrten unter deutscher Flagge. Die Urne muss aus sich vollständig auflösendem Material bestehen, zum Beispiel Anhydrit, Tonolith, Halit oder Pappmachè, das der Vorgabe des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie entspricht. Weiter muss sie mit Kies, Sand oder Wasser aufgefüllt werden, damit sie sicher und rasch absinkt und ein Aufschwimmen verhindert wird. Die Angehörigen können Blumen auf das Wasser geben, aus Umweltschutzgründen wird allerdings auf Gebinde und Kränze verzichtet. Die feste Position der Urnenbeisetzung in der See wird mit einem Logbucheintrag festgehalten, der auch der Wasserstraßen- und Schifffahrtsbehörde vorgelegt werden kann.
Ablauf einer Seebestattung heute
Vielfach findet zunächst am Heimatort des Verstorbenen eine übliche Trauerfeier am Sarg statt, was aber nicht immer der Fall ist und auch nicht muss. Auf die Einäscherung folgt das Überführen oder übersenden der Krematoriumsurne meist mit einem Paketdienst an den beauftragten Seeschiffskapitän. Dort wird die Asche in eine Seebestattungsurne aus auflösbarem Material umgefüllt. Die Angehörigen haben die Wahl, ob sie an der Bestattung der Urne auf See teilnehmen möchten oder nicht. Bei der Teilnahme von Angehörigen wird der Vorgang „begleitete Seebestattung“ genannt, andernfalls „stille Seebestattung“. Bei einer stillen Seebestattung werden mehrere Urnen bei einer Bestattungsfahrt dem Meer übergeben. Nehmen die Angehörigen teil, wird nur die Urne des Verstorbenen, dessen Angehörige an Bord sind, mit auf See genommen. Ein Hissen der Flagge, musikalische Untermalung (Trauermusik) sind oft begleitende Rituale. Nach einer kurzen Ansprache wird die Urne an einem Tampen (Schiffstau) dem Meer übergeben. Da das Übergeben von Kränzen mit Schleifen und Blumengebinden nicht erlaubt ist, werden meist einzelne Blumen oder Blütenblätter als letzter Gruß auf das Seegrab gestreut.
Ein deutscher Seebestatter lässt zum Entlassen der Urne „traditionell“ 4 Doppelschläge mit der Schiffsglocke geben und umkreist dann mit dem Schiff wenn möglich dreimal die Stelle.
Trauerbewältigung
Einige Hinterbliebene vermissen das Grab als einen örtlichen Bezugspunkt. Befürworter der Seebestattung sehen das Wasser als allgegenwärtiges und immer erreichbares Medium, das es Hinterbliebenen gestattet, allerorts mit der Trauer und dem Gedenken umzugehen. Deshalb finden Trauerfahrten zu den Beisetzungsplätzen in Nord- und Ostsee statt. An vielen Orten gibt es Gedenkstätten an Land, wie z. B. die Brücke der Erinnerung, am Brodtener Ufer oder die Erinnerungsstätte Seefrieden in Wilhelmshaven. Einige Seebestattungsreedereien bieten, meist nach vorheriger Anmeldung, Fahrten zu den Koordinaten einer vorherigen Seebestattung an, wo Gelegenheit zur Andacht vor Ort ist
Und das Meer gab die Toten heraus, die darin waren, und der Tod und das Grab gaben die Toten heraus, die darin waren. (Offenbarung 20:13)
Und viele, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen. (Daniel 12:2)
Das sollte euch nicht wundern, denn es kommt die Zeit, wo alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und herauskommen werden. (Johannes 5:28)
Wenn ein Mensch stirbt, kann er wieder leben? Alle Tage meiner Zwangsarbeit werde ich warten, bis meine Befreiung kommt. Du wirst rufen und ich werde dir antworten. Nach dem, was deine Hände geschaffen haben, wirst du dich sehnen. (Hiob 14:14,15)
Was nun die Auferstehung der Toten betrifft: Habt ihr nicht gelesen, was Gott zu euch gesagt hat: ‚Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs‘ Er ist nicht der Gott der Toten, sondern der Lebenden.“ (Matthäus 22:31)
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